Nachruf für Thomas Elyahu Lipschütz

Das heurige Pessachfest war – nach der coronabedingten Pause – das erste ohne die kundige und von uns so geschätzte Leitung durch Elyahu Lipschütz. Er wäre so gerne dabei gewesen, verstarb aber nur wenige Tage später, am Dienstag, 19. April 2022, nach langer schwerer Krankheit.

Thomas Elyahu Lipschütz 1956-2022

Mit Thomas Elyahu Lipschütz hat ein wahrer Mensch diese Welt verlassen. Ein Mensch, der über verschiedene Abschnitte und Berufungen in seinem Leben seine Jüdischen Wurzeln tiefer und tiefer erkannte und lebte – für sich selbst, die Kultusgemeinde in Innsbruck und seine Freunde.

Er hat das religiöse Leben der IKG für Tirol und Vorarlberg durch viele Jahre hindurch maßgeblich geprägt – als Religionslehrer und Seelsorger, als Referent für Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit.

Unzählige Schüler und Schülerinnen, von der 4. Volkschulklasse bis zur Matura, Studenten und Studentinnen haben mit ihm unvergessliche Führungen in der Innsbrucker Gemeinde erlebt.

Ein großes Anliegen war ihm auch der Interreligiöse Dialog – nicht nur zwischen Juden und Christen, sondern auch mit Muslimen, Buddhisten, den Orthodoxen Kirchen.

Eine Fülle an Wissen und Begabungen haben ihn ausgezeichnet, zu viele, um genauer auf sie einzugehen. Erwähnt seien sein handwerkliches Geschick (kam besonders bei seinem Religionsunterricht zum Tragen), seine Spiritualität und seine Kochkünste – verbunden mit verschiedenen Ländern und Kulturen – mit dem Judentum auf der ganzen Welt. Von seinen Kochkünsten profitierte auch das Gemeindeleben in Innsbruck, z.B.: Lattkes und Sufganiyot zu Chanukka, Hamantaschen zu Purim, verschiedenste Kuchen zu feierlichen Anlässen oder bei einem gemütlichen Beisammensein.

Elyahu war ein sehr bescheidener und geselliger Mensch, liebte das Diskutieren, den Austausch über religiöse Themen mit anderen, nahm gerne intellektuelle Herausforderungen an. Sein enormes und weitreichendes Wissen hat er nie in den Vordergrund gestellt. Bis zuletzt war ihm das Gemeindeleben ein Herzensanliegen, was ihn auch viel länger durch die Krankheit trug als die Ärzte vermutet hatten.

Er hinterlässt eine große Lücke in unserer Gemeinde. In unseren Erinnerungen wird er weiter leben.

Hanne Mitterstieler


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