JÜDISCHE FILMTAGE INNSBRUCK 2024
24. BIS 26. NOVEMBER 2024
LEOKINO INNSBRUCK
SO 24 NOV 24 – 17:30 UHR
BESUCH AUS CHINA
Regie: Paul Rosdy
DOC, AUT 2024; 74min; deutsche Fassung
Ferdinand Adler (1903–1952) war ein Geiger aus Wien, der 1939 vor den Nazis nach Shanghai geflüchtet war; Mingliang Sheng (1932–2023), sein Schüler, war im Zuge der japanischen Invasion 1937 den Massakern von Nanking entkommen. Zwei Geflüchtete – ein Österreicher und ein Chinese, die das Schicksal 1946 in China zusammengebracht hat.
Die Geschichte entfaltet sich durch die Augen ihrer erwachsenen Kinder, Christina Adler und Fang Sheng, die sich in Kufstein, Tirol treffen, um dort eine Radiodokumentation für den kanadischen Rundfunk aufzunehmen.
anschließend: Benedikt Sauer im Gespräch mit Regisseur Paul Rosdy
SO 24 NOV 24 – 20:15 UHR
ERÖFFNUNG: HESTER STREET
Regie: Joan Micklin Silver
USA 1975; 90min; OmU
Joan Micklin Silvers Spielfilmdebüt zählt zu den großen Porträts jüdischen Lebens in Amerika, sie rekonstruiert Ort und Zeit akribisch und schildert eine Frau an der Kreuzung von Tradition und Moderne. Anhand eines jüdischen Emigranten in New York, der den Habitus der Neuen Welt annimmt, wird, verschmitzt und ironisch, der Zusammenprall zweier Kulturen gezeigt, als dessen in der orthodoxen Tradition erzogene Ehefrau Gitl mit ihrem Sohn aus Russland nachkommt: Sie gewöhnt sich nur langsam an den neuen Lebensstil.
„HESTER STREET ist ein Glanzstück des jüdischen Films, die Hauptdarstellerin wurde 1975 als Beste Schauspielerin für den Oscar nominiert. Selten wurde die Lower Eastside so einfühlsam, emotional und dennoch fast dokumentarisch gezeigt.“ (Filmarchiv Austria)
anschließend: Marian Wilhelm im Gespräch mit Prof. Sonja Bahn (Kulturwissenschafterin, UNI Innsbruck)
danach: Eröffnungsfeier im Foyer mit orientalischem Buffet und Live-Jazz (TRIOLEO)
MO 25 NOV 24 – 17:00 UHR
GOD SPEAKS YIDDISH
Regie: Tuvia Tenenbom
DOC, GER 2024; 78min; OmU
Einblicke in die ultra-orthodoxe jüdische Gemeinschaft von einem Mann, der ihr einst den Rücken gekehrt hat. Zurück in Jerusalem, sucht Tuvia Tenenbom das Gespräch, er fängt eine Vielzahl von Perspektiven ein, ohne sein Gegenüber zu verurteilen. Mea Shearim ist eines der ältesten jüdischen Viertel, es wird fast ausschließlich von Charedim (ultraorthodoxen Juden) bewohnt. Voller Freude entdeckt Tuvia die belebten Straßen, das Essen, die gemeinsamen Tänze und die Musik wieder. Er befragt verschiedene Menschen, was es bedeutet, Jude zu sein, über ihren Glauben und ihr Leben. Jeder antwortet anders.
anschließend: Marian Wilhelm im Gespräch mit Regisseur Tuvia Tenenbom (via Zoom)
MO 25 NOV 24 – 19:15 UHR
THE BRUTALIST
Regie: Brady Corbet
UK 2024; 215min; OmU
Der visionäre Architekt László Toth flieht aus dem Nachkriegseuropa und kommt nach Amerika, um sein Leben, seine Arbeit und seine Ehe mit seiner Frau Erzsébet wieder aufzubauen, nachdem sie während des Krieges durch wechselnde Grenzen und Regime auseinandergerissen worden waren. Auf sich allein gestellt in einem fremden neuen Land lässt sich László in Pennsylvania nieder, wo der reiche und bekannte Industrielle Harrison Lee Van Buren sein Bautalent erkennt. Aber Macht und Vermächtnis haben ihren Preis …
Ein Epos – auf 70mm! Premiere feierte das Mammutwerk am Filmfestival in Venedig. Nach anfänglichem Murren ob der Länge ging ein Sturm der Begeisterung durch das Fachpublikum. Man konnte nirgends sein, ohne Menschen in vielen verschiedenen Sprachen über THE BRUTALIST reden zu hören. Dieses Bauhaus – Werk in Form eines Films ist wahrhaftig ganz großes Kino. Schon der Vorspann und die Anfangsszene, wie László Toth in New York City ankommt, gehen unter die Haut! Adrien Brody spielt den Architekten László Toth, auch stellvertretend für die vielen Talente, die in Amerika ein Leben aufbauen mussten.
DI 26 NOV 24 – 17:30 UHR
RABBI CAPOEIRA
Regie: Barak Heymann
DOC, ISR 2023; 70min; OmU
Wie wird ein schüchterner ultra-orthodoxer Mann zum Weltmeister im Capoeira und wie reagiert die ultra-orthodoxe Gemeinde seiner Stadt Bnei Brak auf die Revolution? Capoeira, eine Kampfsportart mit Tanz, Akrobatik und Musik, die vor Hunderten von Jahren von Sklaven in Brasilien entwickelt wurde, scheint das genaue Gegenteil der ultraorthodoxen Religionsausübung zu sein, die das Leben in Bnei Brak prägt. Doch ein junger Mann hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, diese beiden Kulturen zu vereinen. RABBI CAPOEIRA erzählt zeigt die unglaubliche Reise von Miki Hayat, dem das Unglaubliche gelingt.
anschließend: Marian Wilhelm im Gespräch mit Regisseur Barak Heymann (Zoom)
DI 26 NOV 24 – 20:15 UHR
LE DERNIER DE JUIFS (A GOOD JEWISH BOY)
Regie: Noé Debré
Frankreich 2024; 89min; OmU
Der nette jüdische Junge Bellisha lebt mit seiner ängstlichen Mutter Giselle in einem Pariser Vorort. Die einst lebendige jüdische Gemeinde, die sie umgab, schwindet zusehends, die Mutter fühlt sich isoliert und möchte fliehen. Bellisha zieht es vor, dort zu bleiben. Als sich Giselles Gesundheit verschlechtert und die Spannungen in der Gemeinde zunehmen, wird Bellishas Unbekümmertheit auf die Probe gestellt. Noé Debrés Regiedebüt mit Agnes Jaoui als Mutter und Michael Zindel als Bellisha ist „urkomisch und herzzerreißend“ (Le Parisien) und begeistert durch seine bittersüße, respektlose Art.
Tickets:
Einzelticket € 9,80
Für alle unter 25: € 8,30
Karten reservieren:
LEOKINO, Anichstraße 36
Tel 0512 / 56 04 70
Reservierte Karten können bis 30 Minuten vor Beginn der Vorstellung abgeholt werden.