Das Mobile Bethaus von Oskar Stocker und Luis Rivera – bis 26. November am Landestheatervorplatz in Innsbruck

Das von den Grazer Künstlern Oskar Stocker und Luis Rivera als künstlerisches Statement gegen Antisemitismus konzipierte und gemeinsam mit der jüdischen Gemeinde am Grazer Hauptplatz realisierte Kunstprojekt „Mobiles Bethaus“ wurde nun auch in Innsbruck verwirklicht.

Das Bethaus steht 3 Wochen lang auf dem Vorplatz des Tiroler Landestheaters – der 1938 „Adolf Hitler-Platz“ hieß. Hier fand um Mitternacht zwischen dem 9. und 10. November 1938 die Vereidigung der SS-Kommandos statt, die sich dann auf ihren Weg zu den Verbrechen der Reichspogromnacht machten. (Etwa zeitgleich starteten weitere Kommandos der SA im Standartenheim in der Bürgerstraße und des NSKK am Boznerplatz.)

Am 9. November 2021 wurde das Bethaus von IKG-Präsident Günter Lieder in Anwesenheit von Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi, NR-Abg. Alexandra Tanda, GR Irene Heisz und natürlich der Künstler Luis Rivera und Oskar Stocker eröffnet.

Präsident Günter Lieder und Vizepräsident Emil Chamson sprachen abschließend das Kaddisch-Gebet für die Opfer der Pogromnacht 1938

Das Mobile Bethaus am Landestheatervorplatz in Innsbruck


Das Projekt war von Anfang dafür konzipiert, „auf Tournee“ zu gehen – ein „mobiles“ Bethaus zu sein. Es besteht aus insgesamt 18 Bauteilen, die in ihren Abmessungen so konzipiert sind, dass das Gesamtpaket an Teilen in einen genormten Seecontainer verstaut werden kann. Dadurch ist das in Graz vorgestellte Bethaus mobil und kann auf Tournee gehen – ein Hinweis auf die Diaspora, das immerwährende Schicksal des Judentums und vieler auf der Flucht befindlicher Menschen.

Das mobile Bethaus ist eine begehbare Skulptur mit dem Grundriss eines Davidsterns, die sich mit Monitoren versehen der Stadt als Mahnmal zuwendet. Doch das Bethaus ist viel mehr als ein Mahnmal, es ist auch ein deutlich sichtbares Zeichen des jüdischen Lebens – in Graz wie auch in Innsbruck.

Im Inneren des sternförmigen Pavillons findet der Besucher einen nahezu leeren, hellen Raum vor. „Ein Raum, der neugierig macht, zum Innehalten, Reflektieren, Meditieren einlädt oder auch dazu, kurzfristig dem Stadtgeschehen zu entfliehen“. Im Zentrum des Raumes scheint eine in Augenhöhe verspiegelte Säule zu schweben – ein Verweis auf die biblische Geschichte von Moses, der sein gepeinigtes Volk der Israeliten aus Ägypten führt. Beim Blick in den Spiegel sieht sich der Besucher selbst in die Augen.
Trotz der symbolträchtigen Form des Hexagramms, dessen Zacken den Innenraum stark strukturieren, obliegt dem Besucher die freie Interpretation der Installation. Nutzung und Auseinandersetzung mit dem Kunstwerk werden dem Betrachter überlassen.

Mittels der an den Außenwänden befestigten Monitore wird der Betrachter informiert, das Kunstwerk mit Inhalten befüllt: in Innsbruck sind das heutige Bilder aller 31 in der Pogromnacht 1938 von Überfällen betroffenen Innsbrucker Adressen – und die Namen aller 106 damals überfallenen Innsbrucker Jüdinnen und Juden.

Die politische steht beim Mobilen Bethaus im Spannungsfeld zur spirituellen Dimension. Ein Ort des Nachdenkens und ein Ort der Auseinandersetzung. Ein spannungsgeladener Raum, den die Künstler Oskar Stocker und Luis Rivera der Öffentlichkeit präsentieren. Eine Installation, die viele Fragen hervorruft, zum Nachdenken animiert.


Das Projekt wurde ermöglicht durch die Förderungen
von Stadt Innsbruck und Land Tirol
Besonderer Dank an Frau GR Irene Heisz!




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